Begeisterung für Poesie bei Schulklassen? Wie das möglich ist, zeigt seit zehn Jahren das Modellprojekt „Lust auf Lyrik“: In einer von Lyrikern betreuten Werkstatt erkunden Schülerinnen und Schüler spielerisch die Faszinationen eigenen poetischen Schreibens und lassen Vorurteile gegenüber Gedichten gar nicht erst entstehen. Die Ergebnisse ihres lustvollen Umgang mit der Poesie stellen sie dann dem Publikum vor: Mit Aneignungen, Rezitationen, Collagen, Übersetzungen und freien eigenen Kompositionen, z. T. auch in Verbindung mit Bildern oder Musik.
„Lust auf Lyrik“ bewirkt bei den Schülern eine Sensibilisierung für Sprache und ihre sozialen wie individuell-expressiven Potentiale: Es fördert Selbstvertrauen, Experimentierfreude und Kreativität im Umgang mit Sprache. Es ermöglicht eine schöpferische Verarbeitung von Konflikten oder die Bewältigung existentieller Ängste, zum Beispiel vor Krieg, ökologischer Zerstörung oder Einsamkeit. Zugleich lernen alle Teilnehmer durch Gedichte und ihre Übersetzung, andere Sprachen und Kulturen wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Quelle und Link: Lust auf Lyrik
Wilhelm-Busch-Realschule Neuperlach
Klasse 6a (2015-2016)
Klassleitung: Daniela Liebhardt, Michael Thies
Projektleitung: Birgit Müller-Wieland und Alex Burkhard
Abschlussabend: 28. Januar 2015; PEPPER Theater
Ein ganz kleines Tier stand am ganz kleinen Raum.
Still und verklärt wie im Schaum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um drei
Morgens wieder vorbei,
Und da träumte noch immer das Tier.
Nun schlich ich mich näher - ich atmete kaum –
Gegen den Wind an den Raum,
Und gab dem Tier einen ganz kleinen Kuss.
Und da war es aus Zuckerguss.
Hieu Chu
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Früher mein altes Zuhause hieß das kleine Dorf »Gran Villa«.
Es war schön dort.
Oft spielten Kinder vor unserem Fenster.
Immer wenn ich nach Hause kam, wartete mein Hund Pech schon auf mich.
Ich hörte manchmal Pechs Bellen.
Manchmal lag auf der Straße Müll rum.
Ich hörte immer Knallerei draußen, weil Leute immer Raketen feuerten.
Manchmal hörte ich merkwürdige Geräusche.
Elena Drews
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Du und ich träumen Dinge.
In unserer Welt ist nix.
Nur ein Zauberwort.
Ein melodisches wohles Wort.
Elena Drews
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Die Katze kann vorhersehen
und zaubert einen Menschen aus der Kugel
und die Katze hypnotisiert ihn,
damit er Mäuse fängt
Tom liest ein Fantasiebuch,
aber dann wird alles lebendig.
Es kommt ein Ritter des Weges
und auf der nächsten Seite
kommt ein Dino
aus der letzten Seite.
Jeremy Dubberke
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Wie riecht es? nach Bäumen
Wie hört es sich an? nach Bäumen
Wie sieht es aus? bäumig
Selinay Osman
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Schnee und Geschenke warten auf den Morgen,
Weihnachtslieder schnarchen. Das nervt den goldenen Baum,
aber Spiegelbilder und Glanz lassen die Kugel gemütlich sein.
Younes Rafaa
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In Hamburg lebten zwei Blondinen
Die wollten nach Sardinien
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Füße weh
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.
So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.
Diane Weinhardt, Emine Karagöz, Ivana Ivana Pušić
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Weihnachtskugel von Wachs lackiert,
enttäuscht, allein, nie
ein Leben, nie ein Heim.
Kostas Lamprou
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Fotos © Gerald Fiebig
Quelle und Link: Lust auf Lyrik
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